Über ein Jahr ist vergangen seit dem Trägerwechsel an den Ursulaschulen in Dorsten, der offiziell mit der Urkundenübergabe durch Bischof Felix Genn besiegelt wurde: Nun ist nicht mehr der Orden der Ursulinen, sondern die Stiftung St. Ursula verantwortlich für die Geschicke der Realschule. Eine Situation des Umbruchs, eine Situation des Neuanfangs ... Und gleichzeitig auch eine gute Gelegenheit zur Reflexion: Was prägt uns als Schule eigentlich? Welche Werte, welche Grundsätze wollen wir jungen Menschen im Jahr 2016 vermitteln, um sie zu einem selbstbestimmten, unabhängigen, erfüllten Leben im Hier und Jetzt zu befähigen? Immer wieder kamen innerhalb des Kollegiums auch Fragen auf wie: Aus welcher Tradition heraus arbeiten wir an der Realschule St. Ursula? Was bedeutet eigentlich ursulinische Erziehung, auch und gerade im Jahr 2016? Was kann sie jungen Menschen heute noch mit auf den Weg geben?

Zusammenfassend geht es momentan in einem längeren Prozess also darum, all diesen Fragen nachzugehen. Dabei soll sicherlich einerseits Bewährtes geschützt werden, gleichzeitig gilt es jedoch auch, veränderte gesellschaftliche, politische und wirtschaftliche Anforderungen der heutigen Zeit in den Blick zu nehmen. Am Ende kann dann ein überarbeitetes lebendiges Schulprogramm entstehen, das nicht nur auf dem Papier das Miteinander an der Realschule St. Ursula prägt.
Ein wichtiger Schritt auf diesem Weg war sicherlich die ganztägige Fortbildung des Kollegiums zum Thema „Ursulinische Erziehung“, ermöglicht durch die finanzielle Unterstützung der Schulstiftung des Bistums Münster (www.schulstiftung-muenster.de). Sr. Brigitte Werr und Sr. Lucia Schäckel, ursulinische Ordensschwestern mit langjähriger Schulerfahrung, führten gemeinsam mit Frank Wasser, Leiter des Realschulzweiges der Ursulinenschule Hersel, kompetent und authentisch durch den Tag. Mit Sr. Annette, Sr. Raphaele und Sr. Teresa nahmen auch drei Dorstener Ordensschwestern teil, sodass sich viel Gelegenheit zum regen Austausch ergab.
In einem ersten Schritt wurde das Leben der Ordensgründerin Angela Mericis zur Zeit der Renaissance beleuchtet – einer Epoche geprägt von Reichtum und Luxus, zugleich jedoch auch von Kriegen, Armut und Not, in der es zu einem massiven Wertewandel kam. Im Jahr 1530 begann Angela, junge Frauen um sich zu versammeln, um ihnen einen verlässlichen Orientierungsrahmen aus einer christlichen Erziehung heraus zu bieten. Schulbildung hatte für Mädchen in ganz Europa zuvor noch keine Rolle gespielt. Schließlich gründete Angela am 25. November 1535 die „Compania di Santa Orsola“, eine Laienbewegung für Frauen und Mädchen, die ihr vorbildliches Leben nicht in Klöstern, sondern mitten in der Welt unter den Menschen   führen sollten.
Der weitere Verlauf des Fortbildungstages war geprägt von der Diskussion in Kleingruppen und im Plenum: Im Mittelpunkt standen hierbei Zitate aus den Schriften der Ordensgründerin, die immer wieder durch ihre Modernität überraschten: Anderen gegenüber als Vorbild Verantwortung zu übernehmen, ihnen mit Respekt und Wohlwollen zu begegnen, sie wertzuschätzen, nicht mit unverhältnismäßiger Strenge und Härte zu agieren oder zu maßregeln – laut Angela Merici wichtige Eckpfeiler für eine gelungene Gemeinschaft, die letztlich zu einem achtsamen Umgang miteinander führen.
Die wichtigen Impulse dieses Fortbildungstages werden sicherlich den weiteren Diskussionsprozess innerhalb der gesamten Schulgemeinde prägen: Wo wird dieses Leitbild der Erziehung durch Beispiel und behutsame Anleitung bereits konkret im Schulalltag umgesetzt, an welchen Stellen kann – auch mit neuen Arbeits-und Kooperationsformen – noch ergänzt, modernisiert und abgewandelt werden?

von links: Sr. Raphaele, Sr. Brigitte, Sr. Annette, Sr. Lucia, Sr. Teresa, F. Wasser, L. Suwelack

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